Das Unternehmen Tigar Tyres gehört seit 2007 zur Michelin-Gruppe, schon seit 1959 werden in dem Werk in Pirot, im südöstlichen Teil Serbiens, Reifen für Zweiräder und Vierräder produziert. Rund 3.700 Beschäftigte stellen dort jährlich 15 Millionen Reifen in mehr als 2.700 verschiedenen Modellen und Größen her. Neben der Produktion sind ein Forschung – und Entwicklungszentrum sowie Labore für die Qualitätskontrolle der Rohstoffe und Reifen angesiedelt.
In der Reifenproduktion wird viel Energie in Form von Wasserdampf für die Prozesse benötigt. Die mit Abstand größten Verbraucher sind die Vulkanisierpressen. Einsparungen in diesem Bereich haben große Auswirkungen. Da der spezifische Dampfverbrauch pro Tonne des Fertigprodukts im Bereich der Vulkanisierung gestiegen ist, haben die drei Energy Scouts Ivan Minčić, Dejan Pejčić und Ivica Minić Ansätze entwickelt, um die Probleme anzugehen.
Auf der Suche nach „hot spots“
Sie fingen mit der Überprüfung der Ventile an den Bypass-Leitungen der Pressen an. Danach untersuchten sie die Kondensatableiter und analysierten Produktionsschwankungen. Anschließend nutzen sie Wärmebildkameras, um die Werkzeugisolierung zu prüfen. Es stellte sich heraus, dass der erhöhte Dampfverbrauch durch die Beschädigung der Isolierung entstanden ist – wahrscheinlich aufgrund kontinuierlicher Dimensionswechsel. Bei größeren Defekten wird die Isolierung von den Werkzeugen entfernt, da sonst die Gefahr von einer Kontaminierung des Rohmaterials besteht. Daraus resultierten im Prozess „heiße Stellen“ am Werkzeug mit Temperaturen von bis zu 160°C, welches auch ein erhöhtes Risiko für Verletzungen mit sich brachte. Gleichzeitig stieg die Temperatur rund um die Pressmaschinen, was die Arbeitsbedingungen erschwert und unnötig Energie verbraucht. Für die Energy Scouts war klar, ihr Praxisprojekt wird die Neuisolierung der Werkzeuge.
Die Projektumsetzung erfolgte in mehreren Schritten unter Beteiligung von Kolleg:innen aus den Bereichen Beschaffung, Technik, Vulkanisierung, Planung und Energiemanagement.
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- Die Einkaufsabteilung führte eine Ausschreibung für die Beschaffung von Prototypen der Isolierung durch. Vorverträge mit drei potenziellen Zulieferern wurden unterzeichnet.
- Die Abteilung der Instandhaltung hat Installationen an drei ausgewählten Pressen zu den Verbrauchsmessungen angepasst.
- Die Energiemanager:innen haben anschließend Verbrauchsmessungen an den Pressen, jeweils mit und ohne Werkzeugisolierung, durchgeführt. Die Analyse der Messwerte ergab, dass die Werkzeugisolierung den Dampfverbrauch um 18,4 % reduziert.
- Die Kolleg:innen aus der Technikabteilung übernahmen die Projektleitung bzgl. der Auswahl der Isolierungsprototypen, der Beschaffung und der Installation
Isolierung reduziert CO2-Emissionen um fast 1.000 t und Kosten um 68.000 € pro Jahr
Die Ergebnisse sind beeindruckend: durch die Werkzeugisolierungen werden jährlich 3.500 Tonnen Dampf oder 2.300 MWh (thermisch) eingespart und gleichzeitig die CO2-Emissionen um fast 1.000 t reduziert. Die einmalige Investition von 269.000 € ist hoch, aber amortisiert sich nach vier Jahren, ohne die CO2-Emissionssteuer einzukalkulieren. Kalkuliert man diese Kosten gemäß den Michelin-Standards mit ein, ergeben sich lediglich noch 1,8 Jahre, bis sich die Investition rentiert hat. Die mittlerweile deutlich gestiegenen Energiekosten beschleunigen dies weiter.
Die zunehmende Bedeutung der Reduzierung von CO2-Emissionen ist dem Mutterkonzern Michelin bewusst und so finanziert und unterstützt er das Projekt. Die Energy Scouts arbeiten zudem kontinuierlich daran, neue Projekte zu identifizieren, die zu einer weiteren Reduzierung des Energieverbrauchs und der CO2-Emissionen führen. Zu den großen Projekten, die in Vorbereitung sind, gehören: die Elektrifizierung der Pressen, der Bau eines Photovoltaikkraftwerks, die Umstellung auf LED-Beleuchtung sowie die Neugestaltung des Heizungssystems mit Einführung von Wärmepumpen.
Mehr Einblicke in die Prozesse der Reifenherstellung in der Fabrik liefern die Youtube-Links hier und hier.
Anlagenoptimierung
Wärmedämmung
- Branche: Automobilzulieferer
- Energiequelle: Wasserdampf, erzeugt in einem Kohlekraftwerk
- Einsparpotenzial Energie: 2.300 MWh thermisch/Jahr
- Einsparpotenzial CO2: 984 t CO2/Jahr
- Potenzielle Kostenreduktion: 68.000 €
- Investitionskosten: 269.000 €
- Amortisationszeit: < 4 Jahre
- Unternehmen:
Tigar Tyres d.o.o.
Nikole Pašića 213
Pirot 18300
Serbien
www.tigar-tyres.com