Das zweite Jahr in Folge wurden im Rahmen von Young Energy Europe die besten Energy Scout Teams aus acht Ländern vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) für ihre praktischen Projekte zur Energie- und Ressourceneinsparung in Berlin ausgezeichnet. Der feierlichen Zeremonie vorangegangen war ein intensives Rahmenprogramm, das Einblicke in nachhaltige betriebliche Produktionsanlagen und viel Raum für den Austausch untereinander bot.
In Berlin angekommen, gingen die 18 Energy Scout Teams am vergangenen Montag direkt in den fachlichen Austausch und präsentierten ihre im nationalen Wettbewerb prämierten Praxisprojekte. Die vorgestellten Projekte der Energy Scouts zeichneten ein vielfältiges Bild von ganz unterschiedlichen Energie- und Ressourceneinsparmaßnahmen gepaart mit geballter branchenübergreifender Expertise. So unterschiedlich die Einsatzfelder und Tragweite der einzelnen Projekte der Energy Scouts waren, einte sie der Umsetzungswille, mit dem sie ihre Projekte verfolgten und größtenteils bereits in ihren Betrieben umgesetzt hatten oder gar derzeit ausweiten.
Anschließend wurde der fachliche Austausch während einer abendlichen Solarbootfahrt auf der Spree fortgeführt. Beim Quiz, das Klima- und Energiewissen in länderübergreifenden Gruppen unter Beweis stellte, diskutierten die Energy Scouts leidenschaftlich über richtige Antwortmöglichkeiten. Ob angetrieben durch Verbundenheit zum Themenfeld oder schlicht Hunger – nach einem spannenden Kopf-an-Kopf Rennen konnte es am Ende nur ein Gewinnerteam geben, das sich den ersten Zugriff auf das Buffet sicherte.
Am zweiten Tag erwartete die Gruppe ein informationsgeladener Tag mit praxisnahen Beispielen. Zunächst bot das Motorradwerk Berlin der BMW Group spannende Einblicke in die hoch technisierten und optimierten Arbeitsschritte der Motorradproduktion. Dabei lernten wir, dass im Werk in Berlin während der regulären Produktionsschichten alle 75 Sekunden ein fertiges Motorrad das Band verlässt. Auch hier zeigt sich eine zunehmende Nachfrage nach Elektromobilität, das Segment wächst derzeit am schnellsten. Anschließend stellten uns Energiemanagerin Emelie Schmidt und Spezialistin für Umweltschutz, Arbeitssicherheit und Ergonomie, Marie Walther verschiedene nachhaltige Praktiken und Maßnahmen zur Energieeinsparung im Werk vor. Neben der Wiederverwendung von Abwasser aus Produktionsprozessen gehören auch die Erhöhung des selbst erzeugten Stroms durch PV-Anlagen und der Einsatz von Wärmerückgewinnung für den Betrieb der Lüftungsanlagen dazu – Maßnahmen, die die sich auch vielfach in den Praxisprojekten der Energy Scouts wiederfinden, was zu einer lebhaften Fragerunde führte.
Was passt gut zu Motorrad fahren im Sommer? Richtig, Eis! Und so machte sich die Gruppe auf den Weg zur nahen gelegenen Produktionsstätte der Florida Eis Manufaktur GmbH. Seit 2013 glänzt das Unternehmen mit einer CO2-neutralen Produktion und ist damit die erste Eismanufaktur Deutschlands, der dies gelang. Dabei setzt das Unternehmen auf den Einsatz vielfältiger umweltfreundlicher Technologien. Neben bekannten Methoden wie Photovoltaik, Solarthermie und Elektromobilität, kommt auch so genannter Glasschaumschotter zum Tragen. Das 100% aus Altglas recycelte Produkt dient zur Herstellung eines Permafrostbodens und ersetzt die herkömmliche Bodenheizung der Tiefkühlzelle. Diese Techniken konnten die Energy Scouts direkt im Einsatz bei einer Betriebsführung besichtigen – Verkostung inklusive! Abschließend ging der Inhaber und Gründer der Florida Eis Manufaktur GmbH, Olaf Höhn, auf die Hintergründe seiner umweltschonenden Technologien und persönlichen Beweggründe näher ein. Beim Vortrag wurde deutlich: Autarkie und Suffizienz liegt dem passionierten Unternehmer besonders am Herzen. Wie die Energy Scouts mit ihren Best Practices macht auch er aus der Implementierung seiner Maßnahmen, die neben betrieblichen Klimaschutz auch erhöhte Wettbewerbsfähigkeit mit sich bringen, kein Geheimnis. Ganz im Gegenteil: Nachmachen erwünscht!
Bevor die Energy Scouts am dritten und letzten Tag für ihre Praxisprojekte ausgezeichnet wurden, ging es am Morgen des 14. Juni zunächst ins Futurium. Zu den übergreifenden Themen Technik, Natur und Mensch konnten die Energy Scouts inspirierende Zukunftsoptionen kennenlernen und ihre eigenen Standpunkte zu kontroversen Fragestellungen wie voranschreitende Digitalisierung und Erkenntnisse der Medizin sowie ihr Konsumverhalten ergründen.
Angekommen bei der feierlichen Auszeichnung im Umweltforum, ausgerichtet gemeinsamen mit dem Unternehmensnetzwerk Klimaschutz, konnten sich die deutschen Energie Scouts und europäischen Energy Scouts im Rahmen einer Posterausstellung zu ihren jeweiligen Ansätzen zu Energie- und Ressourceneinsparungen austauschen und mehr über die verschiedenen Projekte lernen. Die Projekte stünden für dringend benötigte Beispiele von Tatkraft, Ideen und Verstand, wie Frauke Thies, Exekutivdirektorin von Agora Energiewende in ihrer anschließenden Key Note betonte. Um dem Klima zuliebe insgesamt effizienter zu werden, ginge es darum, keine Energie zu verschwenden. Dabei bringe uns die große Zahl der kleinen und großen Praxisprojekte der Energy und Energie Scouts diesem Ziel näher. Auch Achim Dercks, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der DIHK, unterstrich die beeindruckende Bandbreite an Projektthemen, die die Scouts erarbeiten. „Es lohnt sich Energy Scout zu sein und für Unternehmen, sie in ihren Betrieben zu haben.“ An die Unternehmen gerichtet fuhr er fort: „Energy Scouts sind ein knappes Gut, behandeln Sie sie gut!“.
Stefan Wenzel, parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz lobte die Praxisprojekte der Energy Scouts als eine herausragende Initiative in der jetzigen Zeit: „Das Teuerste, was wir machen können beim Klimawandel ist Nichthandeln. Es macht Sinn, die Dinge anzugehen“. Vor dem Hintergrund des gemeinsamen Pariser Klimaabkommens betrachte er die europäischen Energy Scouts aus den acht Ländern als einen „großen Schatz“, der die internationalen Märkte in ihren Anstrengungen die Klimaziele zu erreichen zusammenbringe und Möglichkeiten schaffe, voneinander zu lernen. Bei der anschließenden Urkundenübergabe durch Stefan Wenzel und Achim Dercks wurden die Energy Scouts für ihre Praxisprojekte feierlich geehrt.
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